Donnerstag, 23. Januar 2020

Salta - im andinen Norden


Wo Inti, die Sonne der Inkas, die Halbwüste flimmern lässt, liegt der äußerste Nordwesten des Landes, den die Argentinier Al NOA (El Noroest Argentino) nennen. Etwas mehr als eine Flugstunde trennen die Dschungelfährte des Jaguars von der Segelbahn des Kondors. Wir landen in Salta la Linda, der Schönen. Die Stadt liegt auf 1187 Metern Höhe im subtropischen Valle de Lerma inmitten der grünen Andenausläufer. An der zentralen Plaza 9 de Julio erhebt sich die prächtige Kathedrale.



Weil es tagsüber drückend heißt ist, erwacht die Stadt erst nach Einbruch der Dämmerung so richtig zum Leben. Unter den hoch aufragenden Königspalmen und gelbblühenden Jacarandabäumen genießen wir die warme Abendluft. Straßenkünstler, Musikgruppen, Tänzer, Luftballonverkäufer, eine kleine politische Demonstration und Verkaufsbuden lassen die Plaza vor Leben überquellen.



Salta bildet den Ausgangspunkt für Fahrten in die malerischen, von spektakulären Gesteinsformationen eingefassten, Quebradas. Unsere dreitägige Südrunde führt uns zuerst in die Halbwüste des 75 Kilometer langen Canyon des Rio de las Conchas sowie seiner temporären Nebenflüsse.


Verschiedene Konglomerate, Sandsteine, Silt- und Tonschichten verleihen der Schlucht ihren Formen- und Farbenreichtum. Während der Talboden grün, bewachsen von hitzebeständigen, stacheligen Gewächsen ist, dominiert in den hitzestarrenden Hängen die Farbe Rot. Unsere Fotostopps sind ganz schön anstrengend. Das Thermometer des Autos zeigt 36 Grad.




An den Miradores warten Indios auf die Fremden, um diesen ihre Handwerksprodukte anzubieten.



Kurz vor Cafayate treten die Berge zurück und machen ausgedehnten Weingütern Platz. Die Region zählt zu den höchstgelegenen Weinanbaugebieten der Erde, reichen diese doch bis auf 3000 Meter Seehöhe hinauf. Der Winzerort, dessen Name der Sprache der Cacano-Indios entnommen ist und „Wo man die Sonne begräbt“ bedeutet, kann auf eine durchgehende Weintradition bis in die Zeit der Jesuitenmissionen verweisen. Die Geistlichen sprachen hier bereits im 17. Jahrhundert dem selbst gekelterten Wein zu. 


Am zweiten Tag unserer Fahrt erreichen wir wieder einmal die legendäre Ruta Nacional 40, die hier ihrem Image von einer Abenteurerstrecke durchaus gerecht wird. Die Schotterpiste verlangt vom Fahrer volle Konzentration. Im wilden Tal des Río Calchaquí wurden die Starwars-Szenen gedreht, die auf dem Wüstenplaneten Tatooine spielen.


Immer wieder tauchen überraschend Kirchlein in der Einöde auf. Während die Menschen in den Weilern viele der Adobehäuser offensichtlich verlassen haben, harren die Heiligen in ihren liebevoll instandgehaltenen Gotteshäusern aus.


Unsere überaus freundliche Unterkunft in Cachi


Wird man in geselliger Runde zu einem Mate Jerba eingeladen, tut man gut daran, das bittere Getränk nicht abzuweisen. Die Zeremonie ist nämlich als eine Art Freundschaftsangebot aufzufassen. Ein noch keine zwei Jahre altes Kind ist mit von der Partie und scheint das gesüßte Getränke zu lieben. Die anderen müssen warten, bis der Becher endlich freigegeben ist.


Am dritten Tag unserer Fahrt reihen sich die landschaftlichen Höhepunkte in ununterbrochener Reihenfolge aneinander. Die lange, gezackte Sandsteinformation in den Hängen des Cerro Tintin wirkt wie eine stehende Brandung, deren Brecher immer neue Farben ausschütten. Da schwingen sich dunkles Weinrot, Olivgrün, Ocker, bleiches Weiß, Grau, Gelb und Dunkelgrün ins Land. Zudem erleben wir ein kleines Wunder. Die Wüste blüht!


Offenbar fallen die Niederschläge heuer ergiebiger aus, denn die endemische Wildform der Amaryllis, die heute einen gelben Teppich auf die steinerne Ebene legt, blüht nur in besonders regenreichen Jahren.


Im Parque Nacional Los Cardones folgt die Recta de Tintin, eine 8 Kilometer lange Gerade, die direkt in einen Kakteenwald führt. Der Vergleich mit einem Nadelkissen drängt sich auf. Die gelben Austriebsspitzen der Kandelaberkakteen schimmern im Gegenlicht tatsächlich wie Kerzen.




Am Pass Piedra del Molino (3548m) ändert sich die Szenerie schlagartig. Der 5012 Meter Cero Negro hemmt den weiten Blick und schenkt dem Auge urplötzlich die Farbe Grün. Von nun an wird die Landschaft hochalpin.


Doch bevor wir die Bergstraße in Angriff nehmen, wartet noch das Valle Encantado, das „Verwunschene Tal“ auf uns. Sanfte Almen, unterbrochen von leuchtend roten Felsgruppen laden zum Wandern ein.



Über die Cuesta del Obispo stürzt die Straße in einem steilen Zickzackkurs 2200 Meter hinunter in das weite Hochtal von Salta. Die Strecke ist unübertroffen schön, in ihrer majestätischen Kulisse am ehesten mit der Dalsnibba Norwegens zu vergleichen.


Auch der Norden Saltas lädt zu einer beeindruckenden Fahrt ein. Die Quebrada Humahuaca ist seit 2003 UNESCO-Weltnaturerbe.
Die Paleta del Pintor (Palette des Malers) oberhalb des Dorfes Maimará.



Wenngleich das 2500 Meter hoch gelegene Tilcara eindeutig ein Traveller-Zentrum ist, hat es sich viel von seinem ursprünglichem Flair erhalten. Dies liegt vor allem daran, dass die Bevölkerung zu überwiegenden Teilen aus Indigenas besteht. Die Colla sind kleinwüchsige Indios mit gedrungenem Körperbau. Ihr Verhalten den Fremden gegenüber ist reserviert aber durchaus freundlich. Der gesamte Ort gleicht einer Ausstellung volksnaher Graffitikunst.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen