Donnerstag, 21. November 2019

Valparaiso


Valparaiso – das Paradiestal? Der Name klingt wie ein Versprechen, wenngleich er auf eher prosaische Weise zustande kam. Ein Konquistador benannte die Bucht nach seinem andalusischen Heimatdorf. 1541 von Spaniern gegründet, war die Stadt jahrhundertelang geschäftiger Hafen Santiagos.


Pablo Neruda meinte einmal, wer alle Treppen Valparaisos begangen habe, sei um die Welt gereist. Unklar bleibt, ob er sich auf die zurückgelegte Streckenlänge bezog oder auf das Kosmopolitische der auf 47 Hügeln liegenden Stadt. Jeder der Viertel hat seinen eigenen Charakter: Italienische, deutsche und englische Elemente finden sich in der Architektur der unterschiedlichen Stadtteile. Russische Schiffe liegen im Hafen. Den Aufstieg auf die Cerros erleichtern zahlreiche ascensores, Aufzüge, Kabinen- oder Seilbahnen.


Wunderschön sind die fantasievollen Bemalungen der Hausfronten, die auf diese Weise ihre teilweise ärmliche Bausubstanz durch Fantasie wettmachen. Wahre Kunstwerke finden sich da auf den Wellblechwänden und krummen Steinmauern. Auch Straßeneinfassungen sind verziert. Wir spazieren durch eine wahre Explosion an Gestaltungsfreude und Kreativität, die uns ebenso beeindruckt wie die unglaublichen Ausblicke.




In Valparaiso kann man auf den Spuren von Chiles Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda wandeln. Hoch über der Stadt, auf dem Cerro Florida liegt Nerudas Wohnhaus „La Sebastiana“. Regelmäßig empfing Neruda Gäste und verriet ihnen, welche voyeuristischen  Geheimnisse ihm sein Teleskop offenbarte.


Sein Sommerdomizil hatte Neruda in dem etwa 50 Kilometer südlich gelegenen Dorf Isla Negra. Dieses befindet sich in herrlicher Lage, oberhalb einer kleinen Bucht mit rund geschliffenen Basaltfelsen und ist einem Schiffskörper nachempfunden. 



Nerudas Sammlerleidenschaft kannte keine Grenzen und so wirken seine Häuser wie der exquisite Spielplatz eines Mannes, der ewig Kind blieb. Als Liebhaber des Meeres und aller maritimer Dinge gestaltete er sein Ferienhaus mit niedrigen Decken, knarrendem Holzboden und engen Gängen. Auf diese Weise verschaffte er sich den Eindruck, in einem Schiff zu wohnen. Weil er das Meer zu sehr fürchtete, um es zu bereisen, holte er es auf diese Weise zu sich ins Haus.



Das Meer blüht das ganze Jahr. Seine Rose ist weiß.
Seine Blütenblätter sind Salzsterne.
 

Pablo Neruda

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