Mittwoch, 11. Dezember 2019

In der Argentinischen Schweiz


Auf der argentinischen Seite der mächtigen Kordillere führt eine Zweitagestour von Bariloche nach San Martín los Andes, der Circuito Grande. Man möchte meinen, dass wir langsam genug von Seen haben. Dem ist nicht so, denn heute sind wir auf dem Camino de los Siete Lagos, der Route der sieben Seen unterwegs. Die Hänge sind überschüttet mit dem Gelb des Ginsters, übertrumpft von eingestreuten Inseln des leuchtenden Rots der patagonischen Sylvesterbäume. An den Wasserläufen wiegen sich Lupinen und Islandmohn im Wind. Ganzjähriger Regen, starke Sonneneinstrahlung an Schönwettertagen und die fruchtbare Vulkanerde der Region sorgen für einen fantastischen Blütenreichtum. Wie unberührte Kleinode liegen die Seen links und rechts der Straße in mächtigen Urwäldern.



In der Provinz Rio Negro lebt die größte Gruppe der Indigenas Argentiniens. Im Zuge eines wieder erwachten Indigenismo und angeregt von der Schutzgemeinschaft „Defensa de la Cultura Indigena“, wählten die „Erdmenschen“ 1995 das erste Mal seit 100 Jahren wieder Häuptlinge (Caciques). In modernen Zeiten versuchen die Mapuche in Selbstversorgungswirtschaft mehr schlecht als recht zurechzukommen. Noch immer kann ein nicht unerheblicher Teil der Volksgruppe weder lesen noch schreiben. Viele Kinder armer Familien helfen bei der Arbeit auf den Feldern, statt die Schulbank zu drücken.


Auf der Plazza von San Martín de los Andes kommen wir zufällig zu einer Mapuche-Versammlung. Ponchos, die für Gauchos typischen Baskenmützen und Mate trinkenden alte Frauen und Männer geben ein überaus buntes Bild ab. Übermütige Kinder schlagen auf Trommeln ein und pusten in mit bunten Bändern umwickelte Hörner. Die Indios haben ihre Anliegen und Forderungen auf leuchtende Fahnen gedruckt, Kinderzeichnungen dienen als Sympathieträger. Mapucheflaggen flattern im Wind, als solidarisiere sich dieser mit ihren Anliegen. Im Zentrum der Plazza thront das Reiterstandbild irgendeines Erobereres in typischer Macho-Haltung.



Für die Rückfahrt nach Bariloche wählen wir eine abenteuerliche Schotterstraße durch eine Landschaft zwischen Steppe und Wald. Ein Spektakel aus bizarren Felsen, Andesit- und Tobaformationen von 30 bis 50 Millionen Jahre zurückliegenden Vulkanausbrüchen, die sich im Zuge der Gebirgsbildung ereignet haben, begleitet uns. Im Valle Encantado, dem „Verwunschenen Tal“ modellierte der Rio Limay isolierte Felszinnen aus dem Gestein, von denen die Schlankeste „Finger Gottes“ genannt wird.




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