Der Name Tierra del Fuego leitet sich von den aufsteigenden Rauchsäulen der Lagerfeuer indigener Volksstämme ab, die Magellan im Oktober 1520 von seinem Schiff aus beobachtete. Er nannte die Region in seinen Aufzeichnungen „Land des Rauchs“. Der spanische König Karl V hingegen fand „Land des Feuers“ poetischer – eine Einmischung, die Magellan nicht mehr erlebte, denn er starb wenige Wochen nach seiner Entdeckung der nach ihm benannten Meeresstraße auf den Philippinen bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Einheimischen.
Heute lockt die Insel Feuerland mit ihrer unendlich erscheinenden Weite und absoluten Einsamkeit vor den Toren der Antarktis.
Heute lockt die Insel Feuerland mit ihrer unendlich erscheinenden Weite und absoluten Einsamkeit vor den Toren der Antarktis.
Ushuaia, die einzige nennenswerte Siedlung Feuerlands, besticht durch ihre eindrucksvolle Lage zwischen der Gebirgskette des Montes Martial und dem Beagle-Kanal. In mehreren Museen gedenkt man der dunklen Vergangenheit als Gefängnisstadt und lehrt die Touristen das Gruseln.
Der historische „Tren del Fin del Mundo“ fährt auf einer von Häftlingen angelegten Trasse durch das Tal des Rio Pipo in den Parque Nacional Tierra del Fuego.
Die gemütliche Fahrt bei Gehgeschwindigkeit auf Gleisen mit einer Spurweite von 50 Zentimetern erfreut sich großer Beliebtheit, bedient sie doch die Nostalgie der Eisenbahnfreunde. Zudem hält die Bahnstrecke den Rekord, die südlichste der Welt zu sein.
Die Lok hinterlässt den Eindruck, als schnaufe sie heute noch unter ihrer schrecklichen Vergangenheit, beförderte sie doch zwischen 1909 und 1952 Sträflinge in schweren Ketten zu ihrer Arbeit in den Wald und auf dem Rückweg zudem die Last des geschlagenen Holzes. Es waren traurige Männer ohne Hoffnung, die, ein zweites Mal straffällig geworden, hier ihre Schuld abarbeiteten. Ushuaia galt als das Sibirien Argentiniens. Wen es hierher verschlug, der fand sich in einem Straflager wieder, in dem die Haftbedingungen so unmenschlich waren, dass sich die Insassen des Gefängnisses um die schwere Holzarbeit rissen.
Die Landschaft Feuerlands ist überaus reizvoll. Soweit das Auge reicht, echte Wildnis! Moore schimmern rostrot in den Talböden. Die ansteigenden Hänge mit dem undurchdringlichen Südbuchenwald gehen in schroffe Felswände über, deren hochalpine Gipfel wohl noch kein Mensch bestiegen hat. Jedenfalls gibt es hier außer weniger ausgeschilderter Wanderwege keine Pfade in das wilde Land. Namen wie Valle del Lobo (Wolfstal), Llanos del Castor (Ebene des Bibers) und Tierra Mayor (Höchstes Land) veranschaulichen die unnahbare Schönheit der Region.
Der Beaglekanal zeigt sich uns freundlich gestimmt. Welch ein Erlebnis bei Windstille mit einem Ausflugsschiff zwischen zwei Ozeanen unterwegs zu sein! Nach Osten geht es zum Atlantik, nach Westen zum Pazifik.
Im nördlichen Teil Feuerlands liegt die größte Pinguinkolonie Südamerika auf der Isla Magdalena. Zur Brutzeit (von Anfang Dezember bis Ende Februar) werden hier jedes Jahr mehr als 120.000 Individuen gezählt. Das einheitliche Erscheinungsbild der Tiere sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese charaktervolle und eigenständige Persönlichkeiten sind. Ihr Verhaltensspektrum reicht von scheu bis aufdringlich, von mütterlich bis kriegerisch, von verschlafen bis sportlich. Manche von ihnen scheinen die Menschen zu imitieren, denn sie marschieren parallel zu diesen, im strammen Schritt den Hang hoch.
Hey, Partytime! Die Touristen kommen!
Hast du nichts Besseres zu tun? Lass mich mit denen in Ruhe!
Mama, darf ich raus Menschen schauen?
Könnt ihr nicht hören? Zurück mit euch ins Nest, sonst gibt's was auf die Daunen!
Argentinien verwaltet über Ushuaia aus seine Außenposten auf der Antarktis. 1938 schrieb Admiral E. Byrd-Alone beim Anblick der antarktischen Küste: „Lange betrachtete ich den Himmel. Ich kam zu dem Schluss, dass solche Herrlichkeit auf weit entfernte und gefährliche Regionen beschränkt sein muss. Die Natur hat gute Gründe, denjenigen, die das Schicksal bestimmt hat, dieses mit eigenen Augen zu sehen, große Opfer abzuverlangen." Sein Ehrfurcht angesichts der Schönheit des Landes möge der Menschheit ein Vorbild sein. Deren Geschichte auf der Antarktis zeigt nämlich das massive Interesse an kurzfristigem Profit. 1998 trat das internationale Abkommen zum „Weltpark Antarktis“ in Kraft – Erfolg einer jahrelangen Greenpeace-Kampagne. Dennoch scheren sich illegale Fischer und japanische Waljäger nicht um die Schutzgebiete. Auch der Klimawandel setzt dem scheinbar unangreifbaren Eiskontinent zu. Aufgrund dieser Tatsachen schenkt der Anblick zweier Greenpeace-Schiffe im Hafen Ushuaias Hoffnung.
Im Jahr 1886 ließ sich in der weltabgewandten Stimmung des Beaglekanals Thomas Bridges nieder, ein anglikanischer Missionar und der erste weiße Siedler Feuerlands. Heute haben die Nachkommen der Familie die Estancia Harberton der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wirklich beeindruckend ist die naturkundliche Sammlung der Farm, welche Robben-, Pinguin, Delphin- und Walskelette zeigt, letztere von beeindruckender Größe. Erstaunlich finden wir, dass die Riesen des Meeres ohne kompaktes Knochengerüst auskommen, da ihr Skelett vom Wasser stabilisiert wird.
Auf unserer Rückfahrt genießen wir die schöne Abendstimmung bei den Centollafischern von Porto Almanza. Dicke Schichten aus Miesmuscheln wachsen bis zum letzten Wellensaum an den Strand. Hübsche Austernfischer blicken uns aus gelben Augen misstrauisch an und halten uns mit eigentümlich flötendem Gezeter auf Abstand. Ein würdiger Ort, um von der faszinierenden Natur Feuerlands Abschied zu nehmen.
Das Knochen Gerüst ist sehr beeindruckend. LG
AntwortenLöschenIch danke euch von ganzem Herzen, dass ich ein wenig an eurer Reise teilnehmen kann.
AntwortenLöschenEs müssen für euch wunderbare Erlebnisse sein. Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit.
LG Andrea